George M. Lamsa

George M. Lamsa, ca. 1892-1975, Doktor der Theologie, Fellow der Royal Society of Arts, weltberühmter Bibelforscher und -übersetzer, wurde im äußersten Osten der Türkei, drei Kilometer von der iranischen Grenze entfernt (im heutigen Kurdistan) in ein christlich-assyrisches Nomadenvolk geboren, das sich noch die Lebensweise und Sprache aus der Zeit Jesu erhalten hatte. Seine Muttersprache, das galiläische Aramäisch, war noch voller  idiomatischer Redewendungen und Gleichnisse, die sich in 2.000 Jahren nicht verändert hatten.
Bis zum Ersten Weltkrieg lebten die Menschen zwischen dem Euphrat und Tigris ein einfaches Nomadenleben, wie in den Tagen der Patriarchen. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfuhren sie von der Entdeckung Amerikas und der Reformation in Deutschland. Gleichermaßen war die Existenz dieser alten Kultur früher Christen in der westlichen Welt völlig unbekannt. Es wurde sogar vermutet, daß die aramäische Sprache ausgestorben war. Doch in jener von der restlichen Welt abgeschnittenen „Wiege der Zivilisation“ hatte eine uralte semitische Kultur mit ihren biblischen Gebräuchen überlebt.

Lamsa erlernte als Kind zunächst das Hüten der Schafe. Als Erstgeborener war er jedoch von seiner Mutter Gott geweiht worden. Im Alter von 12 Jahren wurde dieser Schwur mit einem uralten Ritual bekräftigt. Ein Ochse wurde geschlachtet und Lamsas Stirn mit dessen Blut bestrichen. Später sagte er, daß ihm dieses Versprechen an Gott immer im Bewußtsein war.

Lamsas schulische Ausbildung begann bei den Priestern und Dekanen der alten Kirche des Ostens. Später schloß er die Colleges des Erzbischofs von Canterbury in der Türkei und in Persien mit den höchsten bis dahin verliehenen Ehren ab.

Als die Türkei zu Beginn des Ersten Weltkriegs mit ihren Invasionen begann, war Lamsa gezwungen, aus Istanbul zu fliehen, wo er an der Kaiserlichen Universität studiert hatte. Er ging nach Südamerika. Anfangs kannte er nur drei Wörter auf Spanisch: Wasser, Arbeit, Brot. So gut er konnte, schlug er sich bei der Britischen Handelsmarine, beim Eisenbahnbau, im Bergbau und später in Druckereien durch – während seiner Schulzeit hatte er das Druckerhandwerk gelernt.

Als Lamsa 1917 in die USA kam, war er Anfang zwanzig. Tagsüber arbeitete er als Drucker und abends bildete er sich weiter. Später studierte er am Episkopalischen Theologischen Seminar in Alexandria, Virginia und am Dropsie College in Philadelphia.

Durch die Schwierigkeiten, die Lamsa während seiner ersten Jahre in den USA mit idiomatischen Ausdrücken hatten, näherte er sich langsam seiner Lebensaufgabe, nämlich der Übersetzung der Bibel aus dem Aramäischen ins Englische.

Lamsa wurde zum begehrten Redner. Er sprach in Kirchen und Seminaren, in großen Hallen und in Hörsälen, vor Staatsmännern, Theologen, Künstlern, Schauspielern und vielen anderen Menschen und erwarb sich den Ruf eines Gelehrten, Poeten und Philosophen und eines Experten für alle Gebiete der nahöstlichen Zivilisation.

Ein eigener innerer Drang sowie das Drängen von vielen Menschen, die ihn gehört hatten, motivierte ihn zu weiteren Forschungen. Nach dreißig Jahren Arbeit legte Lamsa die Übersetzung der Bibel aus dem altaramäischen Peschitta-Text vor, der in sich eine vollkommene Repräsentation der nahöstlichen Kultur darstellt und kein einziges Fremdwort enthält.

Die “Lamsa-Bibel“, die komplett 1957 fertiggestellt war, war ein Welterfolg und brachte ihm, zusammen mit mehreren Kommentarwerken zur Bibel (zwei davon auf Deutsch), höchste Ehren und Anerkennung ein. Lamsa war u.a. der Gesandte des Patriarchen der Kirche des Ostens beim Zweiten Vatikanischen Konzil.

Schon früh erkannte George M. Lamsa, der acht Sprachen sprach, die Notwendigkeit, den westlichen Menschen in einer zusammenrückenden Welt ein besseres Verständnis des Islam vermitteln zu müssen. Zu dieser Aufgabe war er besonders berufen, da er “auf einer christlichen Insel inmitten eines muslimischen Ozeans“ aufgewachsen war. Diese Tatsache sowie seine aramäische Muttersprache (die dem Arabischen verwandt ist) verliehen Lamsa ein einzigartiges Verständnis der Mentalität, Sprache und Kultur der nahöstlichen Völker.

In den letzten 10 Jahren seines Lebens war George M. Lamsa Lehrer und Mentor Dr. Rocco A. Erricos, der die Exegese der biblischen Schriften aus nahöstlicher Sicht weiterführt.

George M. Lamsa verstarb 1975 in Kalifornien.

(Bitte besuchen Sie auch die englischsprachige Website der Noohra-Foundation. Vielen Dank.)

Bücher von George M. Lamsa

The Oldest Christian People
The Secret of the East
The Book of Psalms from the Aramaic
Four Gospels According to the Eastern Version
Gospel Light (deutschsprachige Ausgabe: Die Evangelien in aramäischer Sicht, Neuer Johannes Verlag, Lugano, ISBN 3-907119-04-5)
More Gospel Light
New Testament Light
Old Testament Light
The Holy Bible from the Ancient Eastern Text
And the Scroll Opened
Roses from Gulistan
New Testament Origin  (deutschsprachige Ausgabe: Ursprung des Neuen Testaments Neuer Johannes Verlag Lugano, ISBN 3-907119-03-7)
The Man from Galilee
The Hidden Years of Jesus
My Neighbor Jesus
Idioms in the Bible Explained
Modern Wisdom
The Kingdom on Earth
The Shepard of All – the 23rd Psalm
A Brief Course in the Aramaic Language
A Short Koran  (deutschsprachige Ausgabe: Der Koran in Kürze).

Bücher von George M. Lamsa